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Wipptal 10.2007

Wie Oliver und ich Mitte Oktober 2007 mal wieder erleben durften, bietet das Wipptal mit seinen Seitentälern für uns Biker weit mehr als nur ein flotter Italien-Zubringer!
Für das verlängerte Wochenende hatte ich drei unterschiedliche Hochtouren angedacht, welche tatsächlich dank bestem Wetter (und morgentlichen 3°C) auch täglich einen neuen Highscore in puncto Erlebniswert setzten. Und auf dem Rückweg stand schließlich noch eine geniale Karwendel-Hausrunde von und mit Vertrider Fabi an.

Unsere Aufwärmtour wurde vor allem vom Weg entlang der Kammlinie der Bergkette geprägt, welches die nördliche Flanke unseres Tals ausmachte. Der Wanderanteil war zwar recht hoch, doch das hatten wir bereits erwartet und genossen einfach den Ausblick, welche uns nun das Tal in seiner gesamten Länge präsentierte. Ein wenig gespannt war ich auf die seilgesicherte Passage von der ich zuvor las. Aber sie war auch kein Problem und steigerte nur den Erlebnisgrad.
Unterwegs warf ich sehr intensive Blicke auf die südliche Talseite, denn der gegenüberliegende Dreitausender hatte es mir angetan, auch wenn nordseitig noch einiges an Schnee lag. Aber wir würden sehen …
Unser Ziel für heute war erst einmal eine Hütte, welche den Anfang unserer Abfahrt markierte. Und auf dieser ging es dann nach einer ausgedehnten Sonnenpause recht flowig und flott ins Tal hinab, auch wenn der Trail anfangs noch recht geröllig war.
Wobei “flott” allerdings etwas relativ zu interpretieren ist, denn Oliver und ich konkurrierten mit unseren Video- bzw. Fotostopps um diverse Aufnahmen. Aber dafür können wir neben den Fotos hier womöglich irgendwann noch einen netten Urlaubsfilm präsentieren!

Die Stichtour auf den Dreitausender war einfach ein Experiment. Es war klar, dass wir die 1.600 Hm Aufstieg nicht komplett in Abfahrt umwandeln werden würden, aber der Gipfelgrat sah doch zu verlockend aus! Die Wahrscheinlichkeit viel von ihm befahren zu können war zwar gering, aber für ein paar schöne Fotos sollte es reichen. Und ich war auch gespannt auf die Aussicht, insbesondere auf den Pass einer ehemaligen Alpencrossroute, direkt unterhalb der uns abgewandten Bergseite.

Oliver wollte während des Trips die Five.Ten-Schuhe im Bergeinsatz testen und demonstrierte gleich zu Anfang deren legendären Grip, als er einer alten Wegmarkierung folgend eine mächtige Felsplatte hinaufstieg. Doch bei der schneebedeckten Steilflanke zum Grat hinauf, offenbarten die DH-Schuhe ihre Grenzen.
Der Schnee war total verharscht und glatt. Zwar gab es bereits eine Spur hinauf (ansonsten hätten wir umkehren müssen), doch fand man in ihnen keinen guten Halt, da sie meistens zu flach waren. Und wegen der recht kompakten Harschdecke, konnten wir auch keine besseren Tritte hineinschlagen.
Ich selber fand es bereits mit meinen steifen Wanderschuhen spannend. Olivers Sohle hingegen bog sich soweit durch, dass er sich praktisch andauernd mit den Zehen abstützen musste.
Aber das glich dafür die Tatsache aus, dass Oliver sein Rad unterhalb der Schneegrenze zurückgelassen hatte. *g* Tags zuvor hatte er sich nämlich beim Filmen sein Knie verdreht, was sich mittlerweile doch stärker bemerkbar machte.
Für den alpinen Einsatz taugen die DH-Schuhe eben doch nicht uneingeschränkt, auch wenn sie sich ansonsten erstaunlich gut zu schlagen scheinen. ;-)

Wir waren auf jeden Fall glücklich den Grat zu erreichen und genossen den neuen Ausblick. Mittlerweile zogen wir auch eine andere Rückwegs-Alternative in Betracht. Der Hang direkt unterhalb des Gipfels war schneefrei und führte direkt wieder hinab zum Wanderweg, während der Kamm einen weiten Bogen schlug. Aus der Distanz betrachtet könnte es fahrbar sein …
Der Grat selber war der Hit! Es würde einige schöne Fotostellen geben, falls wir doch wieder auf diesem Weg zurückkommen sollten und bis auf ein paar Engstellen war es kein Problem sich zum Gipfel hochzuarbeiten. Oliver entlastete meinen Rücken auch ein klein wenig und mir die Kamera ab.
Der Gipfel selber belohnte uns mit einem genialen Panorama! Bis zum Horizont wurde uns eine Bergkette nach der anderen präsentiert, ganz so als wären es eingefrorene Wellenkämme einer stürmischen See.

Bergab lief es dann dummerweise doch ganz anders als geplant. Wir wollten versuchen in möglichst direkter Linie hinabzufahren. Der Hang bestand aus festem, ebenem Untergrund – eigentlich ideal! Allerdings waren die Felsplatten zum Großteil mit trockenem Sand bedeckt, was die Sache ziemlich rutschig machte. Als es noch steiler wurde und wir uns nur ca. 10 m oberhalb einer Geländestufe befanden, war für mich dann Schluß. Oliver hatte diese einzige Gefahrenstelle bereits fast komplett passiert (wie gesagt ohne Bike) und es fehlten auch nur ca. 20, 30 m um in den fahrbaren Bereich zu gelangen. Aber es war mir einfach mit dem Bike zu heikel …
Und so kam es, dass wir uns kurzzeitig trennten, denn er wollte die Passage auch nicht wieder hochkommen. Daher gibt es leider doch keine Fahrfotos vom Grat, den ich alleine zurück musste. Dafür waren die Eindrücke die wir für uns mitnahmen um so intensiver.

Weiter unterhalb machten wir auch keine Fotos, da die Abfahrt größtenteils im Schatten lag. Dafür nahm Oliver aber nette Filmsequenzen auf! Von der vorsichtigen Suche der Ideallinie im Geröll, über den gefrorenen Schmirgelpapier-Untergrund am Bach entlang bis hin zum flotten Abschluß-DH über den nadelbedeckten Wald-Trail. Was für eine Tour!

Und wieder standen 1.600 Hm Wandern auf dem Programm. Es sollte Olivers bisher schönste Bike-Tour werden!
Der Dreitausender, den wir knapp unterhalb seines Gipfels passieren wollten, setzte sich durch seine weiße Spitze von allen anderen Bergen ab und war dadurch schon am Taleingang gut erkennbar. Was für ein Ziel! Das erwartungsvolle Kribbeln stellte sich wieder ein, denn wir wußten mal wieder nichts über die Befahrbarkeit. Da wir diesmal südseitig unterwegs waren, erwarteten wir jedoch zumindest keinen problematischen Harschschnee mehr.

Allmählich arbeiteten wir uns auf einem sogar (theoretisch) überwiegend fahrbaren Wanderweg zu unserem ersten ‘Etappenziel’ vor – eine Hütte mit Bergsee. Und je höher wir kamen, desto weitläufiger wurde unsere Fernsicht, bis wir unter dem reinen, blauen Himmel sogar die Dolomiten erblickten.
Nach der Rast bei der Hütte war dann wirklich nur noch Wandern angesagt. Die wenigen Wander-Kollegen die wir trafen waren recht fasziniert von uns Bikern. Es ging uns aber ebenso, als wir auf dem ausgesetzten, zerklüfteten Grat der gegenüberliegenden Felswand zwei Kletterer beim Abstieg beobachteten.

Bevor wir unseren eigentlichen Gipfel erreichten, freuten wir uns bereits über eine erste Abfahrt vom Nachbargipfel. Dieser typische Geröllweg bestand aus lauter groben Felsbrocken, welche uns durch den Schutthang zu unserem nun greifbaren Ziel leiteten. Wenn ich gerade daran denke, was die Instandhaltung der ganzen Wege so kostet! Da freue ich mich mit meinem DAV-Beitrag ein klein wenig dazu beitragen zu können.
Nun kam es aber doch etwas anders als erhofft. Wie mussten aus dem kleinen Joch ca. 10 m ‘hinaufklettern’. Allerdings über die schattige Nordseite, welche natürlich wieder mit glattem Harsch bedeckt war. Diesmal mit fatalen Sturzoptionen! Da sollte man schon genau wissen, wie man sein Bike zu tragen hat, ohne am Fels anzustoßen und einen gefährlichen Impuls zu erhalten.
Es waren zwar nur wenige Meter, aber wir waren doch erleichtert wieder auf den präparierten Weg zu kommen. Und zwar genau an der Basis des weißen Gipfelgesteins! Hier querten wir und dann begann eine phänomenale Trail-Abfahrt! Über den teilweise steilen Pfad ging es erst einmal in verschlungenen S4-Kehren zu und durch ein Geröllfeld, dann querten wir auf einem felsigen Weg den Hang zu einer DAV-Hütte und schließlich begann die Schlußabfahrt mit den restlichen 1.000 Hm.
Diese waren noch einmal besonders spaßig, denn die schnell untergehende Sonne bescherte uns den ersten, einstündigen Nightride. Damit hatten wir natürlich schon im Vorfeld gerechnet und so erstrahlten plötzlich mit Edison und Betty gleich zwei neue ‘Sonnen’ auf dem Trail.

Tja, das war wirklich ein würdiger Abschluß unseres Aufenthalts mit allem was dazugehört. Schöne Aussicht, eine geniale Abfahrt, freundliche Bergsportkollegen, interessanter Uphill – und als Sahnehäubchen noch ein Nightride dazu. Sozusagen all-inclusive!

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