2006 bescherte Tirol mal wieder einen goldenen Herbst, von dem auch Laurent und Dave etwas abhaben wollten. Also ging es mal wieder auf zu Harald! :-)
Und nun folgt Laurents Bericht:
Am 1. Tag hatten wir leider gar kein Glück mit dem Wetter und unterwegs waren wir uns beide drüber einig dass bei so einem Niederschlag nicht zu fahren wäre. Doch in Innsbruck angekommen verdrängte Harald mit seiner Motivation sämtliche Bedenken und so ließen wir uns eine Stunde später vom ÖPNV zu den Innsbrucker Hausrunden shutteln, die insbesondere bei richtiger Nässe ihren Reiz haben.
Harald und später auch Arthur legten dabei bergab auf rutschigstem Untergrund ein dermaßen hohes Tempo vor, dass wir Flachländer sie nur jeweils kurz sahen.
Die Nordketten-Haustrails schlossen wir schließlich mit dem „Suicide“ ab, für den Harald sogar noch Vertrider Arthur überreden konnte bei dem Wetter zu uns dazuzustoßen. Die Abfahrt sollte den etwas längeren Uphill in fahrtechnischer Hinsicht mehr als entschädigen, denn wir hatten auf dem steilen Pfad sehr mit dem äußerst rutschigen Untergrund zu kämpfen, auf einem Trail der wahrscheinlich schon im Trockenen bei dem Speed nicht gerade einfach ist. Unten wurde der Weg im Vergleich zu Einstieg schön flüssig und es war ein echter Genuss durch die nassen Waldwege zu flowen.
Dann zeigte uns Harald noch einen weiteren, sehr lässigen Trail beim südlich gelegenen Lanser Kopf, bevor wir den Tag nach der dringend notwendigen Bikewäsche entspannt ausklingen ließen.
Der 2. Tag begann mit einer Autofahrt die uns aus Innsbruck heraus näher zur Tour brachte.
Den ersten Teil des Anstieges konnten wir fahrend bewältigen, aber das Fahren sollte nicht lange möglich sein, denn gleich wurde der Anstieg deutlich steiler und so stand gezwungenermaßen Schieben resp. Tragen auf dem Programm. Das traumhafte Wetter und die tolle Bergkulisse ließen den Anstieg schnell vorbeigehen und dann stand auch schon eine erste technische Abfahrt an, nach der wir dann wieder hochschieben mussten bis zu dem Punkt an dem Mountainbiken dann nicht mehr viel Sinn macht ( zu Beginn des leichten Klettersteiges ließen wir die Bikes zurück und gingen zu Fuß weiter), um dann von oben die grandiose Aussicht zu genießen.
Als wir dann wieder bei den Bikes waren, begann die sehr anstrengende Abfahrt über größtenteils losen Schotter. Der Weg wurde zum Steilhang und schon sahen wir den Harald in der Schotterreisse surfen, während wir überlegten ob wir das überhaupt wagen sollten. Die Überlegungen waren berechtigt, denn unten wurde es zwar weniger steil, aber dafür nahmen die Steine Kindskopfgröße an in denen wir uns dann auch fast ablegten, während der Harald nur so mit dem Gelände spielte – unglaublich.
Dann folgte ein gemäßigteres Stück, bevor der Weg in einer feineren Schotterreisse enden sollte, die uns noch mal alle Kräfte abverlangte.
Am 3. Tag stand eine echte Holytour auf dem Programm! Eigentlich braucht man für die Standardroute zwei Autos, da Start und Ziel in unterschiedlichen Tälern liegen. Doch Dave entdeckte auf der Karte einen möglichen Aufstieg aus dem Tal heraus in das wir auch hinabfahren wollten – was allerdings eine längere Wanderung versprach.
Nach den ersten, noch fahrbaren 400 Höhenmetern begann schließlich das lange Tragestück mit 1.300 hm. Es verlief eigentlich reibungslos bis wir auf einen breiten Einschnitt trafen, in welchem der Weg teilweise abgerutscht war. Wir mussten eine Kette bilden und reichten nacheinander die Bikes durch. Die Erleichterung war groß als wir die Stelle hinter uns gebracht hatten und nun wurde auch der weitere Verlauf des Weges sichtbar. (oben durch das Schneefeld hindurch war der Anstieg schon zu erkennen).
Dieses z. T. ausgesetzte Schneefeld kostete uns dann noch ein wenig Kraft bevor wir am ersten Bergsattel ankamen.
Dort wollte der Harald jedoch noch mehr und trug sein Bike bis zum Gipfel hoch, während wir das Ganze zu Fuss zurücklegten. Auf der steilen, schneebedeckten Abfahrt zeigte der Harald dann sein fahrerisches Können eindrucksvoll. Während wir nur mit Mühe zu Fuss sturzfrei runterstiegen, kam er mit dem Rad fast ohne Bodenberührung hinab.
Dann stand für uns alle eine erste 600-Höhenmeter-Abfahrt an, die mit engen Spitzkehren gespickt war und uns fahrtechnisch alles abverlangte.
Neuerliches Hochtragen (300 hm) brachte uns dann, nachdem wir eine sehr ausgesetzte Stelle passieren mussten, zum zweiten Bergsattel, an dem es geniale Fotos zu machen gab.
Es war jedoch schon relativ spät und so mussten wir die genialen Ausblicke schneller genießen, denn die lange Abfahrt sollte ja auch noch so manches Highlight aufweisen.
Neben den unzähligen Panoramahighlights war gerade die Abfahrt *die* Belohnung für die vorigen Anstrengungen. Ein regelrechtes Singletrailfeuerwerk wurde abgefeuert. Mal flüssig, mal technisch, so war doch alles dabei, was eine gute Abfahrt so ausmacht. Genial!
Und so ging letztlich mit der Dämmerung die für mich bis jetzt schönste Tagestour zu Ende.
Am letzten Tag hatte der Harald noch eine Überraschung für uns parat!
Sie war nicht mehr so lang, denn anschließend wollten wir uns ja auf den Heimweg machen.
Eine sehr schwer zu findende Auffahrt war relativ schnell erledigt. Die Abfahrt ins Inntal hatte größtenteils S2 Niveau, bis wir dann zur endlich zur Überraschung kamen: Tirols feinste Schotterreisse, fingerdicke Steinchen breiteten sich auf 300 hm vor uns aus. Ein imposanter Anblick!
Wie ein Skifahrer im Tiefschnee stürzte sich Harald hinein und wir alle schauten uns zögernd an, ob wir es überhaupt wagen sollten. Jedoch war der größte Respekt nach den ersten Höhenmetern verflogen und wir genossen einfach nur das Surfen in den Steinchen, da wir merkten, dass selbst ein Abflug ohne Folgen blieb. Die 300 hm gingen schneller vorbei als uns lieb war und so radelten wir unten durchs Inntal zurück zu unseren Autos.
Wir bedanken uns bei Harald für seine Gastfreundschaft und das herrliche Wochenende, das sich sehr gelohnt hat und welches unbedingt wiederholt werden will.