Es ist ein verregneter Morgen. Viel zu früh verrichtete der Wecker sein Werk, um uns genügend Zeit für unser heutiges Tourenprojekt zu verschaffen. Schlaftrunken sitzen wir im Auto. Auf der Fahrt frage ich mich immer wieder: Warum tue ich mir das an? Um 7 Uhr im Auto sitzen? Bei Regen zu einer Tour auf 2700m starten wollen?
Bikes ausladen, dann schnell warm kurbeln. Die Steigung des Weges begünstigt das. Wenigstens regnet es nicht mehr. Nach einem kurzen Anstieg rollen wir einige Kilometer fast eben in das Tal hinein. Kein Mensch ist unterwegs – wir haben bereits Ende Oktober und der Wanderbus, der den Kilometerhatsch übernimmt, fährt längst nicht mehr. Ein endloses Tal erstreckt sich vor uns.
Eine Stunde später liegen die Bikes auf den Schultern und wir stapfen durch die Wolkensuppe dem Gipfel entgegen. Der Schweiß fließt in Strömen, obwohl es eigentlich kalt ist. Aber die feuchte Luft ist nicht in der Lage, unsere Feuchtigkeit abzutransportieren. Eine zähe Nummer, dieser Anstieg. Doch dann endlich – die Sonne bricht durch die Wolken! Allmählich wird der Aufstieg zum Genuss: drei kristallklare Seen säumen unseren Weg. Nebelschwaden ziehen um die Berggipfel. Jetzt ist klar: das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.
Nach guten fünf Stunden Aufstieg stehen wir schließlich auf dem Gipfel. Dieser ist schon leicht angeeist. Kleine Schneeflecken säumen die Abfahrt. Und es geht gleich richtig zur Sache: exponiert am Grat entlang mit der ein oder anderen verblockten Steilstufe. Immer mit Blick auf mindestens einen See!
400 Höhenmeter tiefer wird die Abfahrt kurz zum reinsten Flowtrail, bevor es wieder recht technisch durch wunderschön goldgelb leuchtende Herbstwiesen geht. Ganze Heerscharen von Steinböcken und Gämsen bevölkern diese Wiesen. Sie staunen Bauklötze, als wir geschmeidig eine felsige S5-Spitzkehre meistern. Gelernt ist eben gelernt ;-) Dann treten einige von ihnen die Flucht an – in Gelände jenseits von S5. Angeber.
Das Gelände wird steiler; auch auf uns warten nun Stellen jenseits von S5. Und das auch noch im Flachen und bergauf! Leider ist der Trailausgang ins Tal nicht das Gelbe vom Ei. Hier muss noch ein alternative Trail erkundet werden.
Pünktlich zur Dämmerung erreichen wir wieder den Parkplatz. Klarer Fall von Tag gut ausgenutzt. Und eine geniale Tour war ‘s auch – trotz etwas Stocherei im unfahrbaren Gelände. Wir kommen wieder!